Wochenbett mit Geschwistern –
Wie wir sie sinnvoll einbeziehen

Gehört bald ein Menschlein mehr zur Familie, machen sich viele Eltern Gedanken, wie sie die größeren Geschwister gut auf diese Veränderungen vorbereiten können. Bücher werden gelesen, alte Babyfotos angeschaut und vielleicht wird auch ein Geschwisterkurs besucht.

Am meisten machen sich die Eltern Sorgen, dass Eifersucht aufkommen wird und sich das größere Geschwisterkind wie „das fünfte Rad am Wagen“ fühlen könnte. Eins sollten wir uns dabei klarmachen: Egal, wie sehr wir die Kinder darauf vorbereiten und in den Prozess einbeziehen, egal, wie sehr sie die ganze Schwangerschaft dem Geschwisterchen entgegenfiebern – letztlich müssen wir uns überraschen lassen. Alle Gefühlsregungen können passieren, von plötzlicher „Liebe auf den ersten Blick“ bis zu völligem Desinteresse oder heftigen Eifersuchtsdramen.

Und mal ganz ehrlich, uns Erwachsenen geht es da doch recht ähnlich. Wir besuchen tolle Geburtsvorbereitungskurse, sprechen mit dem Baby im Bauch, lassen uns und das Baby mit Blessingways (zu Recht) feiern und malen uns kuschelige und innige Momente mit dem Winzling aus. Wir sind uns ziemlich sicher, das wird fein! Klar, wenig Schlaf, viel zu viel ungesundes Essen, Milcheinschuss, Babyweinen. Aber die Liebe zum Baby, die jetzt schon intensiv ist, wird doch alles wieder ins Gleichgewicht bringen.

Und dann, dann kommt alles anders. Warum auch immer, es kann viele Gründe geben oder auch nicht. Wir sind traurig, enttäuscht, vielleicht sogar wütend. Haben Gewissensbisse, sehnen uns unser altes Leben herbei, haben vielleicht zusätzlich mit Geburtsverletzungen zu tun – es kann regelrecht überwältigend sein. Aber trotzdem gibt es zwischendrin diese Momente, die wir uns so herbeigesehnt haben. Vielleicht anders, als gedacht, eventuell etwas weniger klebrigsüß, aber dennoch gehen sie tief ins Herz.

Wenn wir uns das bewusst machen, dann sind wir auch viel entspannter in Bezug auf die Gefühlsachterbahn oder unerwarteten Reaktionen der Geschwister. Zudem hilft es, keine zu große Sache daraus zu machen und die Kinder weiterhin sinnvoll mit einzubeziehen, wenn sie es denn zulassen. Druck und Hartnäckigkeit führen nur zu Frust und Enttäuschung, bei allen Beteiligten. Da braucht es manchmal viel Geduld seitens der Bezugspersonen und immer wieder Angebote für die Geschwister.

Kinder wollen mit ihren Empfindungen gesehen und ernst genommen werden, sie haben das Bedürfnis sich aktiv zu beteiligen, sind unglaublich wissensdurstig und erleben die Welt mit all ihren Sinnen. Genau diese Merkmale greift der Wochenbett-Kalender auf und dient somit als wertvoller Begleiter.

Als Mütterpflegerin habe ich schon viele Geschwisterkinder in dieser Phase begleitet und habe für euch ein paar Anregungen zusammengestellt. Nehmt euch davon mit, was ihr möchtet. Es sind keine bahnbrechenden Erkenntnisse, aber manchmal ist es hilfreich, einen Gedankenanstoß zu bekommen.

Mittendrin statt nur dabei 

Kinder wollen einfach richtig mitmischen. Sie sind neugierig und finden gern eigene Lösungen für Probleme. Formulieren wir Fragen, dann regt das ihre Fantasie an und sie kommen auf die tollsten Ideen. Das sorgt für lustige Überraschungen und lässt uns so manches Mal stauen. Hier kommen ein paar Impulse:

„Hm, dein Geschwisterchen hat gerade ganz dolle gegähnt. Meinst du, es ist müde? Was braucht es denn jetzt?“

„Oha, das Baby hat eine nasse Windel. Hast du Lust mir eine neue Windel zu holen und beim Wickeln zu helfen?“

„Mami soll sich mal ausruhen. Was denkst du, würde sie sich freuen, wenn wir sie später mit einem Picknick im Bett überraschen? Vielleicht kannst du mir helfen, etwas vorzubereiten, du weißt doch bestimmt, was Mami am liebsten isst!“

Fünfe gerade sein lassen

Wenn Kinder mithelfen wollen, machen sie es auf ihre Art. Das Ergebnis entspricht nicht immer unseren Vorstellungen. Aber das soll es auch gar nicht. Wichtig ist, dass sie aktiv mitgestalten können. Das bestärkt sie in ihrer Selbstwirksamkeit und wir können uns über die kleinen Hilfen freuen. Auch manche Prinzipien dürfen wir im Wochenbett zumindest zeitweise „über Bord werfen“. Hier ein paar Beispiele:

Die Wäsche trocknet auch, obwohl sie von Kinderhänden und nicht ganz akkurat aufgehängt wurde.

Flecken im (Wochen)Bett nach einem Picknick für Mama und die ganze Familie können prima mit Spucktüchern abgedeckt werden, bis die Bettwäsche bald sowieso wegen der vielen Milchflecken gewechselt werden muss.

Den ganzen Tag im Schlafanzug? Darf auch sein! In der Wochenbettzeit sollen es sich alle so gemütlich wie möglich machen und kann Druck rausnehmen.

Momente der Erinnerung

Natürlich ist es was Besonderes, wenn es Gipsabdrücke von den Füßen des Babys und der Geschwister gibt. Aber wenn die größeren Kinder darauf keine Lust haben, kommt schnell Frust auf. Schaffen wir stattdessen Erinnerungen, die den Kindern im Gedächtnis bleiben! Hier ein paar Ideen:

Das morgendliche gemeinsame Kuscheln mit der ganzen Familie sorgt für einen guten Start in den Tag und prägt sich ein.

Sich gemeinsam kaputt zu lachen, wenn das Baby lustige Grimassen macht, daran denken später alle gern zurück.

Exklusivzeiten mit den Eltern, Großeltern oder Freunden machen diese Umbruchphase zu einem besonderen Erlebnis. Das sind schöne Erinnerungen für die gesamte Familie.

Schreibt mir gern, wie es bei euch abgelaufen ist. Was hat euch vielleicht positiv überrascht? Oder welche Erkenntnisse konntet ihr aus dieser Zeit mitnehmen und weitergeben?

2 Antworten

  1. Danke für diesen Artikel und das Teilen Ihrer Erfahrungen. Ihre entspannte Sichtweise finde ich sehr entlastend.
    Uns plagt gerade die Frage, wie wir die Abendroutine gestalten können, so dass unser 4jähriger nicht Verlust seiner gewohnten Mamazeit spürt (er lehnt Papa als Abendbegleiter kategorisch ab) und ich mich trotzdem im Wochenbett nicht zerreißen muss. Jetzt war der Gedanke Papa abends mehr und häufiger die Abendroutine machen zu lassen. Mein Mann wünscht sich das. Für unseren Sohn ist das sehr belastend (Albträume und in den Schlaf weinen inklusive). Was sind Ihre Erfahrungen zu diesem Teilaspekt des Wochenbetts? Vielen Dank vorab.

    1. Liebe Ursula,
      vielen Dank für deinen Einblick und deine Frage!
      Aus meiner Erfahrung heraus kann ich dir sagen, dass die Schwangerschaft und die Wochenbettzeit schon große Veränderungen sind. Wenn dann die Eltern versuchen, eine gewohnte Routine abzuändern, kann das, wie du es schon beobachtet hast, beim Geschwisterkind zu Stress führen. Das kann (muss nicht!) dann auch negativ mit dem Baby verbunden werden und somit die Eifersucht befeuern.
      Vielleicht könnt ihr also dieses Ritual erst einmal bestehen lassen. Du hast somit immer diese feste Zeit mit deinem großen Kind (denn auch du wirst diese intensive Zeit vermissen) und der Papa kann das Baby „übernehmen“. Also eventuell auch eine schöne Sache, damit der Papa das neue kleine Wunder intensiv kennenlernen kann.
      Wenn das Baby doch mal dabei sein muss, weil es zum Beispiel gestillt werden möchte, dann kommuniziere es mit eurem großen Kind. „Dein Geschwisterchen möchte mal miterleben, wie ich dich ins Bett bringe/ was du so in deinem Zimmer machst.“ Das klingt nicht so negativ wie „Ich kann leider nicht, das Baby hat Hunger.“
      Ich kann deinen Partner aber auch verstehen, diese Ablehnung ist zeitweise richtig frustrierend. Manchmal können sich die Papas bemühen wie sie wollen und dennoch, wenn die Kinder die Wahl haben, dann ist Papa abgeschrieben und Mama muss ran.
      Ich denke, nach und nach kann es sein, dass sich diese Abendroutine auflöst und dein Partner eine Möglichkeit findet, dich zu entlasten und gleichzeitig das große Kind ins Bett zu begleiten. Vielleicht überlegt er sich etwas, das nur er macht: ein neues Buch, was nur er vorliest; bei Papa darf das Kind verkehrt herum im Bett einschlafen (wie Pippi Langstrumpf); ein gemeinsam ausgedachtes Zubettgeh-Spiel.
      Ich hoffe, diese Gedanken können euch etwas entlasten und weiterhelfen. Alles Gute!

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